Alle Vorgänge und Aufgaben, die in Unternehmen durchgeführt werden, sind Teile von Prozessen.
Ein Prozess umfasst eine Reihe von Aktivitäten, die durchgeführt werden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Prozesse können einfach (mit einer begrenzten Anzahl von Schritten) oder komplex sein. Sie können schnell vonstatten gehen oder viel Zeit in Anspruch nehmen. Den IT-Support kontaktieren oder Urlaub beantragen - hinter allem steckt ein Prozess.
Wenn es jedoch um die juristische Arbeit geht, sind wir nicht daran gewöhnt, in Prozessen zu denken.. Aufgrund der hohen Komplexität der juristischen Tätigkeit wird oft angenommen, dass alles, was ein Anwalt oder Anwältin erledigt, einzigartig ist und daher nicht richtig beschrieben oder quantifiziert werden kann. Ein großer Teil der juristischen Arbeit lasse sich nur auf individueller, einzelfallbezogener Basis lösen, sagen immer noch viele Juristinnen und Juristen. Aus diesem Grund wird oft angenommen, dass juristische Tätigkeiten nicht als Prozesse betrachtet werden kann.
Dabei lässt sich jede Tätigkeit, die in Anwaltskanzleien und Rechtsabteilungen erledigt wird, in eine Reihe von Teilaufgaben zerlegen und kann somit als Prozess beschrieben werden. Nehmen wir das Beispiel einer Markenanmeldung:
- Alle notwendigen Informationen über die Marke werden gesammelt
- Es wird sichergestellt, dass keine kollidierenden Markenrechte bestehen
- Die Markenanmeldung wird bei dem ausgewählten Markenamt eingereicht
- Es wird kontrolliert, dass keine Widersprüche gegen die eingereichte Markenanmeldung erhoben werden
- Der Stand der Markenanmeldung wird dem Mandanten oder der Mandantin regelmäßig mitgeteilt
- Im Falle einer erfolgreichen Eintragung: das Markenportfolio wird aktualisiert und gepflegt
Das Denken in Prozessen bedeutet keineswegs, dass die individuelle Herangehensweise und die Komplexität der juristischen Arbeit in Frage gestellt werden.Vielmehr hilft es, die Tätigkeiten in Kanzleien und Rechtsabteilungen zu organisieren und sinnvoll Arbeitsabläufe zu gestalten. Prozessdenken bewirkt, Arbeitsschritte rational zu betrachten, lässt aber gleichzeitig Raum für Kreativität und individuelle Herangehensweisen.
Der allererste Schritt bei der Einleitung von Digitalisierungsinitiativen ist daher das Denken in Prozessen: wenn man anfängt, die juristische Arbeit in schrittweisen Abläufen zu betrachten, gewinnt man mehr Klarheit über die Arbeitsbelastung sowie den täglichen Arbeitsablauf.
Als nächsten Schritt gilt es dann zu überprüfen, ob die Prozesse in Ihrem Unternehmen optimal gestaltet sind oder ob es Verbesserungspotenziale gibt, um Ihre tägliche Arbeit noch effizienter zu gestalten.